Schuleintritt als Transition
Die Transition (Übergang) vom Kindergarten in die Schule ist ein bedeutender Entwicklungsschritt. Wird er positiv gestaltet, fördert dies die Resilienz und die persönlichen Kompetenzen des Kindes. Kinder sind in der Regel hoch motiviert, sich auf den neuen Lebensraum „Schule“ einzulassen. Von Beginn an sollen sie Schule als positives Lernumfeld kennenlernen. Zugleich ist der Schuleintritt ein Übergang in ihrem Leben, der mit Unsicherheit einhergeht. Wenn Kinder auf vielfältige Erfahrungen und Kompetenzen aus ihrer Kindergartenzeit zurückgreifen können, sind die Chancen hoch, dass sie dem neuen Lebensabschnitt mit Stolz, Zuversicht und Gelassenheit entgegensehen.
Transitionsbegleitung im Johanneskindergarten
Wir pflegen eine enge Kooperation mit den Lehrer*innen der Hermann-Hedenus-Grundschule und tauschen uns über unsere Arbeit aus. Im Oktober des letzten Kindergartenjahres findet ein Elternabend statt, den Lehrer und pädagogische Mitarbeiter*innen gemeinsam gestalten. Hier erfahren die Eltern, welche Voraussetzungen für den Schuleintritt nötig sind und wie wir im Kindergarten die Kinder auf die Schule vorbereiten.
Während des letzten Kindergartenjahres besuchen die Lehrer*innen uns im Kindergarten, um die Kinder in ihrem vertrauten Umfeld kennenzulernen. Danach machen wir mehrere Gegenbesuche in der Grundschule. Hier sehen die Kinder sich eine Schulstunde an, nehmen am Vorlesevormittag und der Spaßolympiade teil.
Sind die Eltern einverstanden, führen die pädagogischen Mitarbeiter*innen auch Gespräche mit den Lehrkräften und informieren über den Entwicklungsstand der Kinder. Auf dieser Grundlage können die Lehrkräfte dann individuell auf Ihr Kind eingehen, insbesondere wenn es spezifischen Förderbedarf hat. Für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf im Bereich der Sprache, findet ein gesetzlich verankerter „Vorkurs Deutsch 240“ statt. Dieser besteht aus zwei Teilen und erstreckt sich über 1,5Jahre. Ein Abschnitt wird im Kindergarten durch das pädagogische Personal abgeleistet, der zweite Teil wird im letzten Kindergartenjahr wöchentlich in der Schule angeboten.
Im Gruppenalltag übernimmt das ältere Kind immer mehr Verantwortung für sich und andere. Es kann z.B. in Absprache mit der Fachkraft alleine oder mit einer kleinen Gruppe im Garten spielen.
Das Kind trifft immer mehr Entscheidungen eigenverantwortlich und übernimmt feste Dienste wie Patenschaften für jüngere Kinder und Aufgaben im Gruppenalltag. Dies stärkt das Kind in seiner Persönlichkeit und macht es selbstbewusster.
Mitsprache und Mitbestimmung ist uns immer wichtig. In dieser Lebensphase, mit Blick auf die Einschulung, bekommt Partizipation (noch) einen besonderen Wert. In Diskussionsrunden und Konfliktgesprächen sollen Kinder ihre Meinung vertreten und Kompromisse mit den anderen Kindern aushandeln können. Dazu gehört es auch, den Mut aufzubringen, vor anderen zu sprechen. Dies üben wir zudem in Theaterprojekten (z.B. zu St. Martin oder dem Gemeindefest), an denen gezielt die Vorschulkinder teilnehmen.
Zudem bieten wir den Vorschulkindern an, im letzten Kindergartenjahr am Entwicklungsgespräch teilzunehmen. Das Kind reflektiert dort gemeinsam mit der Erzieherin, in Anwesenheit der Eltern, seine Lernentwicklung, zeigt seinen Portfolioordner, setzt sich Ziele und äußert seine Wünsche und auch Sorgen. Dieses Gespräch findet in wertschätzender Atmosphäre statt und stellt die Ressourcen und Fähigkeiten des Kindes in den Mittelpunkt. Im Anschluss ist Eltern und Erzieher*in ausreichend Zeit, sich über Themen auszutauschen, die das Kind nicht direkt betreffen. Dies kann die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Elternhaus betreffen, eine veränderte Familiensituation, die der päd. Kraft mitgeteilt werden soll. Umso regelmäßiger dieser Austausch stattfindet, umso mehr können wir das Kind im Kindergartenalltag unterstützten und in seiner Entwicklung begleiten.
Im letzten Kindergartenjahr gibt es Vorschulgruppen, in gruppenübergreifender, altershomogener Zusammensetzung („Vorschule“). Sie zielen auf den Gewinn weiterer sozialer, personaler und sachlicher Kompetenzen wie Konzentration, Selbstverantwortung und Organisation, Rücksichtnahme, Durchhaltevermögen, alltagspraktische Fähigkeiten, Konfliktfähigkeit, Selbstvertrauen und Selbstverantwortung. Fähigkeiten, die das Kind für den Schritt in die Schule benötigt.
Die „Großen“ können sich noch besser kennenlernen und in allen Entwicklungsbereichen zusätzliche Kompetenzen durch Projektarbeit erwerben. Die Freude und Lust am Lernen stehen dabei im Mittelpunkt. Auch die anstehende Veränderung wird thematisiert. Gemeinsame Abschiedsrituale, wie die Vorschulübernachtung und Wunschtage helfen dem Kind schrittweise Abschied zu nehmen und sich auf den neuen Lebensabschnitt zu freuen.
Gemeinsame Ausflüge im letzten Kindergartenjahr stärken das Gemeinschaftsgefühl und erweitern den Erfahrungshorizont des Kindes außerhalb der Kindertagesstätte.
Eine große Hilfe bei der Bewältigung einer Transition kann der christliche Glaube sein. Deshalb feiern wir einen Segnungsgottesdienst mit allen künftigen Schulkindern und ihren Eltern. Mit der anschließenden Vorschulübernachtung im Kindergarten kann dann ein neuer Lebensabschnitt beginnen und das Kind wird sich von Gott begleitet wissen!
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