5.3 Soziale Kompetenzen Kommunikation, Konfliktfähigkeit, Empathie, Verantwortungsübernahme, Werteorientierung, Vielfalt und Demokratie

Gespeichert von Ralf Weiss am

Von Beginn an erlebt sich das Kind als Teil einer Gemeinschaft. Im Kindergarten werden die sozialen Kompetenzen gegenüber dem häuslichen Umfeld erweitert. In der Gruppe übt das Kind seinen Standpunkt zu vertreten. Es entwickelt den Mut vor einer Gruppe zu sprechen. Es lernt Kompromisse einzugehen und Entscheidungen demokratisch zu treffen.

Soziale Kompetenzen werden von dem Kontakt untereinander und entstehenden Freundschaften geprägt. Schon Kleinkinder, die noch nicht oder wenig sprechen, kommunizieren mit Mimik, Gestik und Lauten mit ihrer Umwelt. Später werden die meisten Kinder die Sprache als Instrument der Kommunikation miteinander einsetzen. Im Kindergarten wird der Kommunikation ein großer Stellenwert eingeräumt. In Morgenkreisen und Kinderkonferenzen, besonders jedoch auch im Freispiel, kommen die Kinder miteinander in Kontakt. Sie erlernen Gesprächsregeln (gegenseitig zuhören, abwarten können, den anderen aussprechen lassen, gewaltfreie Kommunikation) und können sich in zunehmend angemessener Form ausdrücken. Durch das gemeinsame Singen, Reimen, durch Fingerspiele oder das Betrachten und Vorlesen von Bilderbüchern werden Kommunikation und sprachliche Fähigkeiten gestärkt. 

Bei Konflikten wird miteinander und in Begleitung der pädagogischen Kraft nach verschiedenen Lösungswegen gesucht. Schrittweise erlernt das Kind Konflikte selbstständig und verbal zu lösen. Die dafür notwendige Empathie entwickelt sich erst im Laufe der Kindergartenzeit. Es fällt Kindern mit der Zeit immer leichter, andere Menschen als eigene Persönlichkeiten wahrzunehmen, sich in sie hineinzuversetzen und Situationen schließlich aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Dies kann gelingen, wenn das Kind über ein positives Selbstbild verfügt (siehe persönliche Kompetenzen). Nimmt das Kind seine Bedürfnisse wahr und wird ihm bewusst, dass sich diese von den Bedürfnissen der anderen unterscheiden, so kann das Kind Gefühle und Stimmungen anderer mit der Zeit erkennen und ernst nehmen. Ganz zwanglos übt das Kind dies in Rollenspielen. Es schlüpft in die Rollen anderer und redet und agiert wie diese. In unserer Kindertagesstätte findet das Kind eine Vielzahl an Möglichkeiten, Rollen auszuprobieren: z.B. bei Sing- und Kreisspielen, Bilderbuchbetrachtungen, beim Spiel in der Puppenecke oder beim Theaterspielen. (freie Spielzeit)

Schließlich erwirbt das Kind die Fähigkeit Verantwortung für sein Handeln, für die Gruppe, sein Umfeld und die Umwelt zu übernehmen. So ist es etwa allein oder mit anderen Kindern zuständig für das Tischdecken, Kehren oder Aufräumen von Spielmaterial. Dazu muss das Kind die Fähigkeiten erwerben, mit anderen zu kooperieren, Reaktionen auf sein Verhalten zu reflektieren und die Interessen der gesamten Gruppe kennen. Durch das Übertragen von Verantwortung, in Gesprächsrunden und die Begleitung des einzelnen Kindes im Gruppengeschehen, unterstützen wir das Kind auf diesem Weg.

Jede Gemeinschaft braucht Regeln, Werte und Normen für das Zusammenleben. Der Johanneskindergarten orientiert sich am christlichen Menschenbild: Das Kind soll sich geliebt fühlen und andere als liebenswürdig erfahren. So kann das Kind wertschätzend und offen anderen Kindern, Kulturen und Lebenswelten entgegentreten. In der Gruppe werden Regeln und daraus folgende Konsequenzen demokratisch erarbeitet. Kinder werden an Entscheidungsprozessen beteiligt und haben die Möglichkeit Kritik an Regelungen zu äußern. Gleichzeitig erlernt das Kind, sich demokratischen Entscheidungen zu fügen und Gruppen- und Gesprächsregeln die für ein gelingendes Zusammenleben nötig sind, einzuhalten. Durch die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen erweitert sich der soziale Horizont des Kindes. Wir besuchen gemeinsam mit den Kindern Seniorenheime und Werkstätten für Menschen mit Besonderheiten und nehmen bewusst die Vielfalt in unserer Einrichtung wahr. 

Gelebte Vielfalt beinhaltet auch die Arbeit mit den Sorgeberechtigten. Auch für Eltern verschiedener Herkunft und Biografie bietet der Kindergarten einen Ort der Begegnung. Besonders für Familien, für die Erlangen eine neue Umgebung ist, da sie aufgrund des Arbeitsplatzes oder Migration zugezogen sind, bietet der Kindergarten viele Möglichkeiten neue Kontakte zu knüpfen, sich am neuen Wohnort einzuleben und sich zu integrieren. Wir schaffen durch Eltern-Kind-Nachmittage, Ausflüge, Elternkaffees und gemeinsamen Festen die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und unterstützen Familien gezielt dabei, ein Helfersystem innerhalb der Elternschaft aufzubauen. 

 

Was man einem Kind beibringt,

kann es nicht mehr selbst entdecken. 

Aber nur das, was es selbst entdeckt, 

verbessert seine Fähigkeit, Probleme 

zu verstehen und zu Lösen.“ 

(Jean Piaget)