Sehen wir das Kind, wie unter dem Konzeptionspunkt „Das Bild vom Kind“ beschrieben, von Geburt an als individuelle, kompetente Person an, so wird klar, dass ein Kind das Recht auf Mitbestimmung hat. Die aktive Beteiligung der Kinder an alltäglichen Entscheidungsprozessen in der Einrichtung ist ein zentrales Kinderrecht. Aufgabe der Kindertagesstätte ist es, Raum zu geben, damit Kinder diese Rechte wahrnehmen können. Dazu zählt zum Beispiel die Gestaltung aller Aktivitäten und Projekte aber auch eine aktive Beteiligung in Entscheidungsprozessen.
Einen wichtigen Part übernehmen dabei die Eltern. Sie sind wichtige Interessensvertreter ihrer Kinder. In einer positiven Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern können Anregungen und konstruktive Kritik eine wertvolle Hilfe für die Weiterentwicklung der gesamten Einrichtung sein. Dafür ist ein vertrauensvolles und wertschätzendes Miteinander notwendig.
Durch die Mitbestimmung im Kindergartenalltag kann aber auch das Kind aktiv seine Rechte selbst wahrnehmen. Wer erlebt, dass sein Handeln und Kommunizieren in der Einrichtung Wirkung zeigen, erfährt sich selbst als aktiver Gestalter seines Lebens. Diese Erfahrung stärkt die Resilienz (Widerstandsfähigkeit). Das Kind kann in späteren (Krisen-) Situationen selbst handeln und muss äußere Umstände nicht als unumkehrbar annehmen.
Sowohl in ganz alltäglichen Situationen, als auch bei größeren Entscheidungsprozessen beziehen wir die Kinder aktiv ein. Bereits Wickelkinder übernehmen Aufgaben während der Wickelsituation. Ebenso dürfen sie selbst entscheiden was und wieviel sie essen möchten. Die Räume unseres Kindergartens sind so eingerichtet, dass die Kinder ihren Alltag schon möglichst früh selbst gestalten können. Es gibt Toiletten in unterschiedlichen Höhen, die Trinkmöglichkeit ist immer frei zugänglich ebenso wie aktive Spielbereiche und Rückzugsorte für das Kind.
Später übernehmen die Kinder immer mehr Aufgaben im Gruppenalltag. Sie kehren, decken den Tisch und unterstützen jüngere Kinder. In Kinderkonferenzen sprechen wir regelmäßig über aktuelle Themen der Kinder. Jährlich wird z.B. unser Faschingsthema mit den Kindern demokratisch gewählt. Jedes Kind darf einen Vorschlag einbringen, anschließend wird geheim gewählt. Die Kinder erfahren erste Formen von Demokratie und Meinungsvielfalt.
Kinder und Eltern sollen ihre Interessen und Kritik anbringen können. Wir sehen Anregungen und Verbesserungsvorschläge als Möglichkeit der Weiterentwicklung unserer Einrichtung. Im Gruppenalltag geschieht das im Gespräch mit dem einzelnen Kind und in Gruppensituationen wie den Kinderkonferenzen oder im Rahmen von Kinderumfragen. Eltern können jährlich anonym in der Elternumfrage ihre Anregungen an die Einrichtung weitergeben oder in Elterngesprächen sowie Elternabenden direkt nachfragen. Der ergänzende Blick von den Familien auf den Alltag unserer Einrichtung kann die qualitative Arbeit unserer Kindertageseinrichtung kontinuierlich verbessern.
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